Schinken Selbst Beherrschen: Eine Umfassende Anleitung zum Trockenpökeln und Reifen

Die Herstellung von Schinken ist eine traditionelle Handwerkskunst, die in den letzten Jahren wieder an Popularität gewonnen hat. Insbesondere das Trockenpökeln erfreut sich aufgrund des intensiven Aromas und der besonderen Konsistenz des Endprodukts großer Beliebtheit. Dieser Artikel bietet eine detaillierte Anleitung zum Trockenpökeln von Schinken, basierend auf bewährten Methoden und Expertenwissen.

Grundlagen des Trockenpökelns

Das Trockenpökeln unterscheidet sich vom Nasspökeln, bei dem das Fleisch in einer Pökellake eingelegt wird. Beim Trockenpökeln wird das Fleisch direkt mit einer Gewürzmischung eingerieben und anschließend getrocknet. Dieser Prozess führt zu einem höheren Konzentrationsgrad des Aromas und einer festeren Textur des Schinkens. Ein wesentlicher Vorteil dieser Methode ist die präzise Steuerbarkeit des Salzgehalts, wodurch ein Versalzen vermieden wird. Zudem wird das Aroma des Fleisches nicht verwässert, wie es bei der Verwendung einer Pökellake der Fall sein kann.

Vorbereitung des Fleisches

Die Qualität des Fleisches ist entscheidend für das Ergebnis. Es empfiehlt sich, Schinkenkrustenbraten zu verwenden, der in handliche Stücke von etwa 500 Gramm geschnitten wird. Die Fleischstücke sollten gebunden werden, beispielsweise mit Wurstgarn, um eine gleichmäßige Form zu gewährleisten und das Aufhängen zu erleichtern. Eine sorgfältige Vorbereitung des Fleisches ist unerlässlich. Sehnen, Knorpel und Silberhaut müssen vollständig entfernt werden, um den späteren Genuss nicht zu beeinträchtigen. Auch überhängendes Fleisch und Fett sollten entfernt werden, um eine gleichmäßige Pökelung zu gewährleisten.

Die Gewürzmischung

Die Gewürzmischung ist das Herzstück des Trockenpökelns. Die Zusammensetzung kann je nach persönlichem Geschmack variieren, jedoch sind bestimmte Grundzutaten unverzichtbar. Pro Kilogramm Fleisch werden etwa 40 Gramm Salz benötigt, wobei ein Drittel davon Nitritpökelsalz mit einem Nitritgehalt von 0,5 % sein sollte. Zusätzlich können Wacholderbeeren, Knoblauch, Pfeffer, Zucker und verschiedene Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Basilikum, Oregano, Estragon, Kümmel, Kurkuma, Rosenpaprika, Liebstöckel, Gewürznelken und Piment verwendet werden. Es ist ratsam, ganze Gewürze zu verwenden, da diese mehr Duft und Geschmack enthalten und ihre positiven Eigenschaften besser erhalten bleiben.

Der Pökelprozess

Nachdem das Fleisch vorbereitet und die Gewürzmischung hergestellt wurde, wird das Fleisch gründlich mit der Mischung eingerieben. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass alle Seiten des Fleisches gleichmäßig bedeckt sind. Anschließend werden die Fleischstücke für mindestens drei Tage, idealerweise jedoch länger, gekühlt gelagert. Während dieser Zeit sollten die Stücke täglich gewendet werden, damit der austretende Fleischsaft sich gleichmäßig verteilen kann. Die Pökelzeit richtet sich nach der Dicke des Fleisches und beträgt pro Zentimeter Fleisch etwa einen Tag.

Das Durchbrennen

Nach dem Pökeln folgt das sogenannte Durchbrennen. Dabei werden die Fleischstücke an einem kühlen, trockenen und luftigen Ort aufgehängt. Dieser Prozess dauert in der Regel fünf Tage und dient dazu, das Salz gleichmäßig im Fleisch zu verteilen und die Farbe dunkelrot werden zu lassen. Es ist wichtig, das Fleisch vor Insekten zu schützen, beispielsweise durch die Verwendung eines Reifeschranks mit Insektengittern.

Das Räuchern (Optional)

Das Räuchern ist optional, steigert jedoch die Haltbarkeit und verleiht dem Schinken ein besonderes Aroma. Wer die Rauchnote nicht mag, kann diesen Schritt auslassen.

Die Reifung

Nach dem Durchbrennen kann der Schinken gereift werden. Die Reifezeit hängt vom persönlichen Geschmack ab. Jungschinken kann bereits frühzeitig verzehrt werden, während andere eine längere Reifezeit bevorzugen, um stärkere Aromen und eine festere Konsistenz zu erzielen. Die Reifung sollte an einem lichtgeschützten Ort oder in einem Reifeschrank erfolgen. Die Luftfeuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle. Ist es zu trocken, trocknet der Schinken zu schnell aus und es bildet sich ein Trockenrand. Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, besteht die Gefahr von Schimmelbildung.

Lagerung

Sobald der Schinken die gewünschte Reife erreicht hat, kann er gelagert werden. Die Lagerung kann durch Einfrieren oder Vakuumieren erfolgen. Beide Methoden erhalten die Saftigkeit des Schinkens. Beim Vakuumieren sollte darauf geachtet werden, dass der Schinken nicht wärmer als 4°C gelagert wird.

Besondere Hinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Beim Trockenpökeln sind einige Punkte zu beachten, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Es sollte keine Zugluft herrschen, da diese zu einem Trockenrand führen kann. Gleichzeitig sollte keine stehende Luft vorhanden sein, da sich sonst ein Mikroklima bilden und Schimmel entstehen kann. Das Fleisch muss vor Insekten geschützt werden. Es ist wichtig, nur Pökeltaugliche Behälter zu verwenden, um die Gefahr von Giftstofffreisetzung zu vermeiden. Beim Pökeln in Lake dürfen keine rohen Zwiebeln verwendet werden, da diese gären und den Prozess beeinträchtigen können.

Unterschiede zwischen Trocken- und Nasspökeln

Während das Trockenpökeln die höchste Qualität und ein intensives Aroma verspricht, ist das Nasspökeln eine beliebte Methode, die weniger Aufwand erfordert. Beim Nasspökeln wird das Fleisch in einer Pökellake eingelegt, die aus Salz und Gewürzen besteht. Die Pökelzeit ist in der Regel kürzer als beim Trockenpökeln. Allerdings kann das Aroma des Fleisches durch die Lake verwässert werden.

Vakuumpökeln als moderne Alternative

Das Vakuumpökeln ist eine moderne Methode, die die Vorteile des Trocken- und Nasspökelns vereint. Dabei wird das Fleisch mit der Gewürzmischung in einen Vakuumbeutel verpackt und vakuumiert. Dieser Prozess beschleunigt die Pökelung und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Salzes und der Aromen. Das Vakuumpökeln bietet den Vorteil, dass das Fleisch vor Insekten geschützt ist und weniger austrocknet.

Fazit

Das Trockenpökeln von Schinken ist eine anspruchsvolle, aber lohnende Aufgabe. Mit der richtigen Vorbereitung, einer sorgfältig zusammengestellten Gewürzmischung und der Beachtung der oben genannten Hinweise kann jeder zu Hause einen köstlichen Schinken herstellen. Obwohl der Prozess etwas aufwändiger ist als andere Methoden, wird man mit einem unvergleichlichen Geschmackserlebnis belohnt. Die Investition in Zeit und Mühe lohnt sich, denn ein selbst gepökelter Schinken ist ein Genuss für alle Sinne.

Sources

  1. Schinken selber machen – Trocken pökeln
  2. Schinken selber pökeln und räuchern
  3. Wacholderschinken selbstgemacht – Schritt 1: Schinken pökeln
  4. Schinken selbermachen / Speck selber machen
  5. Fleisch pökeln
  6. Vakuumpökeln von Fleisch – Harecker Blog

Ähnliche Beiträge