Die BRIGITTE-Diät gilt als eines der einflussreichsten Ernährungskonzepte in der Geschichte der deutschen Frauenzeitschriften. Ihr Ursprung liegt im Jahr 1969, als die Zeitschrift BRIGITTE gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Uniklinik Eppendorf ein neuartiges Ernährungsprogramm entwickelte. Während andere Magazine der Zeit primär restriktive Diätpläne propagierten, setzten die Entwickler der BRIGITTE-Diät von Anfang an auf wissenschaftliche Fundierung und einen ausgewogenen Ansatz. In ihrem Kern ging es nicht um kurzfristige Gewichtsreduktion, sondern um eine dauerhafte Veränderung der Ernährungsgewohnheiten. Die Diät knüpfte an das damalige Modell der Selbsthilfegruppen an, das die Zeitschrift selbst ins Leben gerufen hatte. BRIGITTE triggierte den Aufbau von Selbsthilfegruppen an, und poco después erschienen im ganzen Land so genannte BRIGITTE-Diät-Clubs, die den Austausch unter den Teilnehmerinnen förderten.
Die wissenschaftliche Kooperation war ein Alleinstellungsmerkmal. Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, einer renommierten Institution im Bereich der Ernährungswissenschaft, verlieh dem Konzept von Beginn an Glaubwürdigkeit. Die Einbindung der Uniklinik Eppendorf unterstrich die medizinische Seriosität des Vorhabens. Diese Triangulation aus journalistischer Kompetenz, wissenschaftlicher Expertise und klinischer Erfahrung schuf eine Grundlage für ein Ernährungskonzept, das den Anforderungen einer seriösen Gesundheitsberatung gerecht wurde. Anstatt modischer Kurzzeittrends zu folgen, basierte die BRIGITTE-Diät auf evidenzbasierten Ernährungsempfehlungen, die auf den Erkenntnissen der modernen Ernährungswissenschaft der späten 1960er Jahre aufbauten.
Bereits wenige Jahre nach der Einführung trat die BRIGITTE-Diät aus dem Schatten der reinen Diätberatung heraus. Die Zeitschrift entschied sich für eine Umbenennung des Konzepts in "Balance-Konzept", was den Wandel von einer reinen Schlankheitsdiät zu einem ganzheitlichen Ansatz markierte. Das neue Label reflektierte eine veränderte Sichtweise auf Ernährung: Weg vom temporären Verzicht und hin zu einer dauerhaften, ausgewogenen Lebensweise. Das Balance-Konzept legte den Fokus auf die Harmonie zwischen Genuss und Verantwortlichkeit. Es propagierte keine prohibición, sondern eine bewusste Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln, die sowohl geschmacklich zufriedenstellend als auch gesundheitlich vorteilhaft waren.
Die gesellschaftliche Resonanz auf das Konzept war außergewöhnlich. Millionen Frauen folgten den Empfehlungen der BRIGITTE-Diät beziehungsweise des späteren Balance-Konzepts. Die Zeitschrift etablierte sich damit nicht nur als Meinungsmacht in gesellschaftspolitischen Fragen, sondern auch als Kompetenzzentrum für Ernährungsberatung. Die breite Akzeptanz über mehrere Jahrzehnte hinweg spricht für die Qualität des Konzepts. Wäre es lediglich eine weitere kurzlebige Diätmode gewesen, hätte es kaum die Langlebigkeit erreicht, die ihm beschieden war. Stattdessen schaffte es die BRIGITTE-Diät, sich als fester Bestandteil der deutschen Ernährungskultur zu etablieren.
Der Triumph der BRIGITTE-Diät spiegelte sich auch in den Verkaufszahlen der begleitenden Publikationen wider. Das erste BRIGITTE-Buch erschien bereits 1970, also nur ein Jahr nach der Einführung der Diät. Allein von den ersten drei Brigitte-Diät-Büchern verkauften sich bis Anfang 1986 über zwei Millionen Exemplare. Diese Zahlen übertreffen den Erfolg vieler etablierter Fachpublikationen im Bereich der Ernährung und Gesundheit. Der immense Zuspruch zeigt, dass die Zielgruppe der BRIGITTE nicht nur an oberflächlichen Dietrends interessiert war, sondern nach fundierten, alltagstauglichen Lösungen suchte. Die Kombination aus journalistischer Aufbereitung komplexer ernährungswissenschaftlicher Themen und einer verständlichen, motivierenden Sprache war ein Erfolgsrezept.
Die redaktionelle Entwicklung der BRIGITTE-Bücher spiegelt die inhaltliche Weiterentwicklung der Zeitschrift wider. Bis Mitte 1982 erschienen im Bertelsmann-Ratgeber-Verlag und im Mosaik-Verlag fast ein Dutzend Bücher, die aus der Redaktionsarbeit der Sachressorts hervorgingen. Diese erste Phase der Buchproduktion war noch eng mit dem ursprünglichen Diätgedanken verknüpft. Mit der Buchmesse im Herbst 1982 folgte dann eine inhaltliche und optische Neuausrichtung. Seit diesem "Neuauftritt" bis Frühjahr 1986 erschienen allein 28 Bücher, was eine durchschnittliche Produktionsrate von etwa sieben Titeln pro Jahr bedeutet. Diese exponentielle Steigerung verdeutlicht den steigenden Bedarf an qualifizierten Ernährungsinformationen in der deutschen Bevölkerung.
Die strategische Weiterentwicklung führte ab 2006 zur Gründung des Labels "Brigitte Buch" in Zusammenarbeit mit dem Münchner Diana Verlag. Die Etablierung einer eigenen Buchmarke unterstreicht die Absicht der Zeitschrift, sich dauerhaft im Buchmarkt zu positionieren. Das Label ermöglichte eine spezifische Zielgruppenansprache und eine klare Positionierung im hart umkämpften Segment der Ratgeberliteratur. Die Bündelung der Kräfte mit einem etablierten Verlag wie Diana sicherte die professionelle Distribution und das Marketing der Titel.
Die inhaltliche Entwicklung des Balance-Konzepts verläuft parallel zu gesellschaftlichen Veränderungen im Bereich der Ernährung. Während die ursprüngliche BRIGITTE-Diät noch stark von den Erkenntnissen der 1960er Jahre geprägt war, orientierte sich das Balance-Konzept an modernen ernährungswissenschaftlichen Standards. Die gestiegene Aufmerksamkeit für nachhaltige Ernährung, saisonale Produkte und bewussten Konsum floss in die Weiterentwicklung des Konzepts ein. Die Abkehr von starr definierten Diätplänen hin zu einem flexiblen Balance-Gedanken eröffnete Möglichkeiten zur Integration zeitgenössischer Ernährungstrends.
Die ethische Komponente des Konzepts verdient besondere Beachtung. Die BRIGITTE-Diät und das spätere Balance-Konzept waren von Beginn an darauf ausgelegt, den Selbstwert der Frauen nicht an ihr Gewicht zu koppeln. Stattdessen förderten sie eine ganzheitliche Sicht auf Gesundheit, die körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden einschließt. Diese Herangehensweise war für die späten 1960er Jahre revolutionär, als das weibliche Selbstverständnis noch stark von ästhetischen Idealen geprägt war. Die BRIGITTE leistete mit ihrem Konzept einen Beitrag dazu, dass sich Frauen von rein oberflächlichen Schönheitsidealen lösten und ihre Bedürfnisse ernsthafter wahrnahmen.
Die verlegerische Umsetzung des Konzepts war von einer bewussten Vermeidung kommerzielle Ausbeutung gekennzeichnet. Die ersten BRIGITTE-Bücher waren nicht als "Zweitverwertung" bereits veröffentlichter Beiträge konzipiert, sondern stellten völlig eigenständige Werke dar. Diese Vorgehensweise unterschied die Zeitschrift von anderen Publikationen, die häufig auf die Wiederverwertung bestehender Inhalte setzten. Der Aufwand der Erstellung originärer Inhalte war zwar höher, sicherte aber die inhaltliche Qualität und Authentizität der Produkte.
Das außergewöhnliche Langzeitinteresse der Leserinnen am Balance-Konzept beruht auf seiner vielschichtigen Anwendbarkeit. Es bot nicht nur konkrete Ernährungsempfehlungen, sondern fungierte auch als Leitfaden für eine bewusste Lebensführung. Die Balance zwischen Genuss und Verantwortlichkeit ermöglichte es den Frauen, ihre Ernährungsgewohnheiten nachhaltig zu verändern, ohne auf Kulinarik verzichten zu müssen. Diese Synthese aus wissenschaftlicher Fundierung und praktischer Anwendbarkeit schuf einen Mehrwert, der über die reine Kalorienzählung hinausging.
Die historische Bedeutung der BRIGITTE-Diät für die deutsche Ernährungsgeschichte ist kaum zu überschätzen. Sie war nicht nur ein kommerzielles Produkt einer Frauenzeitschrift, sondern ein kulturelles Phänomen, das die Ernährungsgewohnheiten einer ganzen Generation prägte. Ihr Einfluss reichte weit über die Grenzen der BRIGITTE-Leserschaft hinaus und prägte das öffentliche Bewusstsein für ausgewogene Ernährung. Die wissenschaftliche Fundierung des Konzepts trug dazu bei, dass es von Ernährungsexpertinnen und -experten anerkannt und empfohlen wurde. Diese professionelle Akzeptanz unterscheidet die BRIGITTE-Diät von anderen populären Ernährungskonzepten der Zeit.