Authentisches italienisches Ragout: Rezepte, Herkunft und Kochtechniken

Das italienische Ragout ist mehr als nur eine einfache Fleischsoße. Es ist ein Rezept, das Geschmack, Geduld und Tradition verbindet. In Italien wird es als Ragù alla Bolognese bekannt, ein Gericht, das im Laufe der Jahrhunderte seine Wurzeln in der Emilia-Romagna-Region vertieft hat. Es handelt sich um ein langsam geschmortes Fleischgericht, das sich durch eine reichhaltige Tomatensoße und tiefgründige Aromen auszeichnet. In Deutschland ist das Ragout oft mit Nudeln serviert, doch die Originalversion aus Bologna unterscheidet sich deutlich in Bezug auf Zutaten und Zubereitung. Dieser Artikel vermittelt einen umfassenden Überblick über die Herkunft des Gerichts, die typischen Zutaten, die richtige Zubereitungsweise sowie praktische Tipps, um ein authentisches italienisches Ragout zuzubereiten.

Ursprung und Bedeutung des italienischen Ragouts

Das italienische Ragout, auch als Ragù alla Bolognese bekannt, hat eine lange und reiche Geschichte. Der Name Ragù stammt vom französischen Verb ragoûter, was so viel bedeutet wie „den Gaumen reizen“ oder „wach rütteln“. Die erste dokumentierte Erwähnung einer Fleischsauce, die mit Nudeln serviert wird, stammt aus Imola, in der Nähe von Bologna, am Ende des 18. Jahrhunderts. Ein entscheidender Meilenstein in der Geschichte des Gerichts ist das Kochbuch „Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens“ von Pellegrino Artusi aus dem Jahr 1891. In diesem Werk wird ein Rezept für Maccheroni alla bolognese beschrieben, das Rind- und Dörrfleisch, getrocknete Pilze, Trüffel und Gänseleber enthält.

Im Jahr 1982 hinterlegte die Accademia della Cucina und die Confraternita del Tortellino bei der Handelskammer von Bologna ein Rezept, das bis heute als das Original gilt. Ziel war es, ein Stück italienische Kochgeschichte für zukünftige Generationen zu bewahren. Heute wird Ragù alla Bolognese traditionell mit Tagliatelle serviert, einer breiten, handgezogenen Nudelsorte. Es ist jedoch ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Bolognese mit Spaghetti gereicht wird. In der italienischen Küche haftet eine dicke, fleischreiche Sauce schlecht an den dünnen Nudeln, weshalb Tagliatelle, Fettuccine oder Strozzapreti als passender angesehen werden.

Rezept und Zubereitung des italienischen Ragouts

Ein authentisches italienisches Ragout wird aus sorgfältig ausgewählten Zutaten hergestellt, die über mehrere Stunden langsam geschmort werden, um die Aromen zu entfalten und die Konsistenz der Sauce zu erreichen. Die Grundprinzipien – eine sorgfältige Auswahl der Zutaten und das langsame Kochen – sind entscheidend, um den charakteristischen Geschmack und die Textur des Gerichts zu gewährleisten.

Zutaten für Ragù alla Bolognese

Für eine Portion Ragù alla Bolognese werden folgende Zutaten benötigt:

  • 300 g grob gehacktes, mageres Rindfleisch (z. B. aus Bauch oder Rücken)
  • 150 g Pancetta (Schweinespeck)
  • 50 g Karotte, fein gewürfelt
  • 50 g Stangensellerie, fein gewürfelt
  • 50 g Zwiebel, fein gewürfelt
  • 300 g San Marzano-Tomaten, geschält
  • 100 ml Rotwein
  • 100 ml Vollmilch
  • 100 ml Gemüsebrühe
  • Olivenöl oder Butter
  • Salz
  • Pfeffer
  • eventuell ein Schuss Sahne, je nach verwendeter Pasta

Eine weitere Variante des Rezepts enthält:

  • 300 g Rinderhackfleisch
  • 150 g Schweinehackfleisch
  • 50 g Pancetta, fein gewürfelt
  • 1 große Karotte, fein gewürfelt
  • 1 Stange Sellerie, fein gewürfelt
  • 1 große Zwiebel, fein gewürfelt
  • 2 Knoblauchzehen, fein gehackt
  • 140 g Tomatenmark
  • 200 ml trockener Rotwein
  • 500 ml Rinderbrühe
  • 250 ml Milch
  • 3 EL Olivenöl extra
  • Salz und frischer schwarzer Pfeffer
  • 1 Prise Muskatnuss
  • Frisch geriebener Parmesan zum Servieren

Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Vorbereitung und Anbraten:
    Erhitzen Sie das Olivenöl in einem großen Topf. Fügen Sie die Pancetta hinzu und lassen Sie sie einige Minuten auslassen, bis sie knusprig ist. Danach geben Sie die Zwiebeln, Karotten, Sellerie und Knoblauch dazu und braten Sie alles, bis die Zwiebeln glasig sind.

  2. Fleisch zugeben:
    Erhöhen Sie die Hitze, geben Sie das Rinder- und Schweinehackfleisch hinzu und braten Sie es krümelig und braun. Achten Sie darauf, dass das Fleisch gut durchgebraten wird, um Aromen zu entfalten.

  3. Aromen entfalten:
    Lösen Sie den Bratensatz mit dem Rotwein ab und lassen Sie ihn fast vollständig einkochen. Rühren Sie dann das Tomatenmark ein und kochen Sie es kurz mit, um die Aromen weiter zu intensivieren.

  4. Soße aufkochen:
    Gießen Sie die Rinderbrühe, Milch und eventuell Gemüsebrühe in den Topf. Rühren Sie alles gut um und lassen Sie die Mischung ca. 2 Stunden lang abgedeckt köcheln. Dabei ist es wichtig, dass die Sauce nicht zu stark kocht, um die Konsistenz zu erhalten.

  5. Abschmecken und Servieren:
    Vor dem Servieren prüfen Sie die Würze und passen Sie Salz, Pfeffer sowie Muskatnuss nach. Falls gewünscht, können Sie einen Schuss Sahne oder Balsamico hinzufügen. Servieren Sie das Ragù mit Tagliatelle, Fettuccine oder Strozzapreti und bestreuen Sie es mit frisch geriebenem Parmesan.

Alternative Rezeptvarianten

Eine weitere Variante des Ragouts verwendet statt Hackfleisch ganze Beinscheiben vom Rind, die in einem Sud aus Gemüse und Tomaten geschmort werden. Diese Version ist besonders bei Familien beliebt, da sie sich gut vorbereiten lässt und sich ideal zum Einfrieren eignet.

Zutaten für Ragout mit Beinscheiben:

  • 2–3 Bio-Beinscheiben
  • 2 Möhren
  • 1–2 Stangen Sellerie
  • 1 große Zwiebel
  • 200 g Bio-Bauchspeck, geräuchert
  • 0,5 l Rotwein
  • 2 Dosen gewürfelte Tomaten
  • 2 EL Tomatenmark
  • 2 Knoblauchzehen
  • Aceto Balsamico Essig und Zucker zum Abschmecken
  • Salz und Pfeffer
  • Kräuter
  • ca. 100 g Pasta pro Person (ungekocht)

Zubereitung:

  1. Schneiden Sie den Bauchspeck sowie das Gemüse fein und hacken Sie den Knoblauch.
  2. Braten Sie den Speck in einer großen Pfanne an, bis er knusprig ist. Fügen Sie das Gemüse und den Knoblauch hinzu und braten Sie alles kurz an.
  3. Geben Sie die Beinscheiben hinzu und braten Sie sie an, bis sie eine goldbraune Kruste haben.
  4. Gießen Sie den Rotwein in die Pfanne, lassen Sie ihn einkochen und fügen Sie dann die Tomaten, Tomatenmark und Kräuter hinzu.
  5. Decken Sie die Pfanne ab und lassen Sie das Ragout für 1,5–2 Stunden köcheln, bis das Fleisch zart und die Soße reduziert ist.
  6. Garen Sie die Pasta in Salzwasser nach Packungsanweisung und servieren Sie das Ragout dazu.

Tipps und Tricks für ein perfektes Ragout

Ein gutes Ragout erfordert Geduld und eine sorgfältige Vorbereitung. Hier sind einige Tipps, um das Gericht optimal zuzubereiten:

  • Vorbereitung am Vortag: Viele Köche bereiten das Ragout am Vortag zu, da es sich durch das Nachkochen intensiver in Geschmack und Konsistenz zeigt.
  • Sauce binden: Vor dem Servieren sollte die Sauce gebunden werden, um die richtige Konsistenz zu erreichen. Dazu können Sie Speisestärke oder Sahne verwenden.
  • Fleisch entnehmen: Bevor Sie die Sauce binden, ist es sinnvoll, das Fleisch herauszunehmen. So können Sie die Sauce besser reduzieren, ohne das Fleisch übermäßig zu erhitzen.
  • Alternative Zutaten: Neben Rindfleisch können Sie auch Wildfleisch oder Knochenstücke verwenden. Diese tragen zusätzlich zum Aroma bei.
  • Einfrieren: Das Ragout eignet sich hervorragend für Meal-Prep. Es lässt sich gut einfrieren und bei Bedarf aufwärmen.

Das Ragout als Bestandteil der italienischen Küche

Neben dem Ragù alla Bolognese gibt es in der italienischen Küche zahlreiche andere Ragout-Varianten. Ein weiteres bekanntes Rezept ist das Ragout aus Wild, das sich besonders in der ländlichen Küche der norditalienischen Regionen etabliert hat. Hierbei werden oft Knochenstücke oder Keulen von Wild oder Rind verwendet, die in einem Sud aus Gemüse, Tomaten und Kräutern geschmort werden. Ein weiteres Gericht, das mit Ragout verwandt ist, ist das Boeuf Bourguignon, ein französisches Schmorgericht, das ähnliche Aromen und Techniken verwendet.

In der italienischen Küche spielt das Ragout auch eine Rolle in anderen Gerichten. So ist es eine wichtige Zutat in Lasagne al Forno, einem Klassiker der italienischen Küche. Hierbei wird die Ragout-Sauce zwischen Schichten von Teigblättern, Käse und Bechamel eingelegt und im Ofen gebacken.

Fazit: Ein unvergleichliches Geschmackserlebnis

Ein authentisches italienisches Ragout ist mehr als nur ein Gericht – es ist eine Liebeserklärung an die langsame Küche und den unvergleichlichen Genuss, den nur ein richtig gutes Schmorgericht bieten kann. Mit zartem Rindfleisch, tiefen Aromen und der perfekten Harmonie mit breiten Nudeln wie Tagliatelle oder Pappardelle verzaubert es den Gaumen und erfüllt die Küche mit intensiven Düften. Ob für einen gemütlichen Abend zu Hause oder zum Verwöhnen von Gästen – das Ragout ist ein Meisterwerk der italienischen Schmorgerichte, das sich mit ein wenig Zeit und Geduld leicht nachkochen lässt.

Quellen

  1. Italienisches Ragout – Rezept
  2. Das Original-Ragù alla Bolognese
  3. Ragù alla Bolognese – Rezept und Geschichte
  4. Ragout alla Bolognese aus Beinscheiben
  5. Italienisches Ragout – Tipps & Tricks

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