Traditionelles italienisches Rezept: Der neapolitanische Babà al Rum – Ursprung, Zubereitung und Variationen

Der Babà al Rum, eine der ikonischsten Süßspeisen der italienischen Konditorei, hat sich über die Jahrhunderte als ein unverwechselbares Element der neapolitanischen Gastronomie etabliert. Seine Ursprünge liegen in der französischen Hofkultur und seiner Verbreitung in Italien markieren einen kulturellen und kulinarischen Transfer, der bis heute sicht- und schmeckbar ist. In diesem Artikel wird der Babà al Rum aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: historisch, kulinarisch und technisch. Zudem werden Rezepturen und Zubereitungsweisen beschrieben, die sowohl traditionell als auch modern interpretiert werden.

Die historische Herkunft des Babà al Rum

Der Babà al Rum hat eine faszinierende Herkunft, die eng mit der Geschichte europäischer Monarchien verbunden ist. Laut mehreren Berichten entstand der Kuchen, wie wir ihn heute kennen, durch eine zufällige Episode im Exil des polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński. Einer Legende zufolge warf der König, wohl aus Frustration über den Geschmack seines Gugelhupfs, diesen gegen ein Sideboard, bei dem es zu einem Unfall kam: eine Flasche Rum zerbrach, und der Kuchen wurde davon getränkt. Sein Schwiegervater probierte das Ergebnis und war begeistert.

Andere Quellen verweisen auf den französischen Konditor Nicolas Stohrer, der im Dienste Stanislaus’ stand. Nachdem Stanislaus aus Polen verdrängt wurde, begleitete ihn Stohrer nach Frankreich, wo er die Rezeptur des Kuchens weiterentwickelte und 1730 die Pâtisserie Stohrer in Paris gründete. In Frankreich wurde der Kuchen als Baba au rhum bekannt. Später, im 18. Jahrhundert, gelangte der Kuchen durch die französischen Köche, die in den neapolitanischen Hof eingestellt wurden, nach Italien. Maria Carolina, die Gattin des neapolitanischen Königs Ferdinand I., war begeistert von der französischen Küche und brachte somit nicht nur den Babà, sondern auch andere französische Rezepte nach Italien. Der Kuchen wurde in Neapel adaptiert und erhielt seine typische pilzartige Form.

Bereits 1836 war der Babà al Rum in italienischen Kochbüchern als typisches neapolitanisches Dessert erwähnt. Seine Popularität wuchs weiterhin, und bis heute gilt er als eine der markantesten Süßspeisen der italienischen Konditorei.

Die traditionelle Zubereitung des Babà al Rum

Die Grundzutaten des Babà al Rum sind einfach, aber die Zubereitung erfordert Sorgfalt und Geduld. Der Teig wird aus Hefeteig mit Bierhefe hergestellt und in speziellen Formen gebacken, wodurch die charakteristische Form entsteht. Danach wird der Babà in einen starken Rumsirup getränkt, der ihm seinen besonderen Geschmack und die weiche Konsistenz verleiht.

Zutaten (für 15 Babas mit einem Durchmesser von 5,5 cm)

Für den Teig:

  • 600 g Manitoba-Mehl
  • 600 g Eier (etwa 10 mittelgroße)
  • 200 g weiche Butter
  • 30 g Zucker
  • 25 g frische Bierhefe
  • 10 g feines Salz

Für den Sirup:

  • 500 g Wasser
  • 500 g Zucker
  • 250 ml Rum
  • 1 Zitrone (optional, für Aromavariationen)

Zubereitung

  1. Teigvorbereitung:

    • Die Hefe mit etwas warmem Wasser auflösen und 10 Minuten gehen lassen.
    • Eier, Zucker und Salz in einer Schüssel mit dem Knethaken einer Küchenmaschine vermengen.
    • Die Hefe hinzufügen und weitermischen.
    • Allmählich das Mehl einstreuen und den Teig kneten, bis eine homogene Masse entsteht.
    • Die weiche Butter in kleine Portionen einarbeiten, bis sie vollständig eingeknetet ist.
    • Den Teig etwa 30 Minuten bei 30 °C gehen lassen, wobei er in einem ausgeschalteten Ofen mit eingeschaltetem Licht ruht. Der Teig sollte sich ausdehnen und eine Kuppel bilden.
  2. Backen:

    • Den Ofen auf 180 °C (Umluft) vorheizen.
    • Den Teig in einen Spritzbeutel füllen und in die Babakuchenformen füllen. Etwa 1 cm bis zum Rand lassen.
    • Die Babas für etwa 13 Minuten backen, bis sie leicht aus der Form lösen und eine goldbraune Kruste haben.
    • Auskühlen lassen, damit sie fest genug sind, um mit dem Sirup getränkt zu werden.
  3. Sirupvorbereitung und Tränken:

    • Zucker mit Wasser in einem Topf erhitzen, bis er sich vollständig aufgelöst hat.
    • Rum und Zitronenscheiben (optional) hinzufügen.
    • Den Sirup abkühlen lassen, bis er bei Raumtemperatur ist.
    • Die Babas in eine Schüssel legen und mit dem Sirup übergießen, damit sie sich vollständig tränken.
    • Mindestens 6 Stunden ruhen lassen, damit der Kuchen den Sirup vollständig aufnimmt.
  4. Servieren:

    • Der Babà kann pur serviert werden oder mit Schlagsahne, Vanillecreme, Chantilly-Creme und frischem Obst verfeinert werden.
    • Er ist ideal als Dessert für besondere Anlässe und eignet sich auch als Mitbringsel in kleinerer Form (Babà Mignon).

Variationen und moderne Interpretationen

Der Babà al Rum ist nicht nur in seiner traditionellen Form beliebt, sondern hat sich über die Jahre hinweg in zahlreichen Varianten weiterentwickelt. In Italien und auch international sind heute diverse Ausprägungen dieses Kuchens erhältlich, die sowohl in der Form als auch in der Füllung und im Sirup variieren.

Formen

  • Klassischer Gugelhupf-Form-Babà:
    In der traditionellen Form gebacken, wird er oft in größeren Ausführungen serviert und kann mit Schlagsahne oder Cremes gefüllt werden.

  • Ali Babà:
    In Alu-Förmchen gebacken, hat diese Variante eine Pilzform mit einer Haube. Sie erinnert an die Haube eines Kochs oder an die Kuppel der Hagia Sophia in Istanbul.

  • Babà Mignon:
    Miniaturisierte Versionen, die in Alu-Förmchen gebacken werden. Sie sind oft gefüllt und als Tischdeko oder Mitbringsel geeignet.

  • Babà im Glas:
    In Glasbehältern serviert, sind sie ideal für Feste oder als Geschenk. Sie werden oft mit einer Schicht Rumsirup, gefüllter Creme und frischen Früchten kombiniert.

Sirupvariationen

Neben dem klassischen Rum-Sirup gibt es auch andere Sirupvarianten:

  • Limoncello-Sirup:
    In Kampanien besonders beliebt, wird der Babà in Zitronenlikör getränkt. Der Geschmack ist fruchtiger und weniger intensiv als bei der Rumsirup-Variante.

  • Frucht- oder Blütenlikör-Sirup:
    Moderne Konditoren experimentieren mit Sirupen aus verschiedenen Likören wie Limoncello, Maracuja oder Lavendel, die den Geschmack des Babàs verändern und erweitern.

  • Alkoholfreier Sirup:
    Für nicht alkoholische Anlässe kann der Sirup aus Zucker, Wasser und Aromen wie Zitrone, Vanille oder Kaffee hergestellt werden.

Füllungen

Die Füllung ist ein weiteres Element, das den Babà an die Vorlieben der Konsumenten anpassen lässt:

  • Schlagsahne:
    Die klassische Füllung, oft in Kombination mit Schokoladenstückchen oder frischem Obst.

  • Vanille- oder Schokoladencreme:
    Reiche Cremeprodukte, die den Kuchen süßer und cremiger machen.

  • Mascarpone-Creme:
    Eine leichte, cremige Variante, oft mit Zitronensaft oder Limoncello verfeinert.

  • Obstsalat oder Fruchtkompott:
    Ein gesünderes Angebot, das die Süße des Kuchens ausgleicht.

  • Salzige Versionen:
    In einigen Fällen werden Babas auch salzig gefüllt. Typische Zutaten sind Wurstwaren wie Salami, Schinken oder Käsesorten wie Provolone, Scamorza, Gruyère oder Pecorino Romano. Diese salzige Variante ist eine spannende Kombination, die in modernen Konditoreien und bei kulinarischen Events immer populärer wird.

Tischdeko und Serviervorschläge

Der Babà al Rum ist nicht nur in seiner Zubereitung kreativ, sondern auch in der Präsentation. In Patisserien und Restaurants wird er oft als Teil einer Tischdeko verwendet. Beispielsweise werden mehrere Babas in einer Schale serviert, garniert mit Schlagsahne, Früchten oder einer Zuckerglasur. Babà Mignons können in kleinen Schüsseln oder auf Tellern serviert werden, oft als Teil eines Buffets oder einer Torte.

Der Babà al Rum in der heutigen italienischen Konditorei

Der Babà al Rum ist heute nicht nur in Neapel, sondern in ganz Italien – vor allem an der Amalfiküste und im Cilento – ein fester Bestandteil der süditalienischen Konditorei. In jeder Pasticceria kann man ihn finden, oft in unterschiedlichen Formen und Füllungen. In Neapel ist er eine Institution, und es gibt sogar Museen und kulinarische Initiativen, die sich der Erhaltung der traditionellen Rezepturen widmen.

In modernen Zeiten hat der Babà al Rum auch im internationalen Raum an Bedeutung gewonnen. In Europa, Nordamerika und Asien ist er als „Baba au rhum“ oder „Neapolitanischer Babà“ bekannt und in vielen Konditoreien und Dessert-Locations erhältlich. Seine einzigartige Kombination aus weichem Hefeteig und intensivem Rumsirup macht ihn zu einer Süßspeise, die internationalen Geschmackssinnes präzise trifft.

Schlussfolgerung

Der Babà al Rum ist mehr als nur ein Dessert – er ist ein Symbol der kulturellen und kulinarischen Verbindungen zwischen Frankreich, Polen und Italien. Seine Entstehungsgeschichte, die von Zufall und kreativem Einfallsreichtum geprägt ist, spiegelt sich bis heute in seiner Popularität wider. In der heutigen Zeit ist der Babà nicht nur in seiner traditionellen Form bekannt, sondern auch in zahlreichen modernen Interpretationen, die sowohl in der Form als auch in der Geschmackspalette variieren.

Ob in der klassischen Gugelhupf-Form oder als Babà Mignon, mit Rum oder Limoncello getränkt – der Babà al Rum ist eine Süßspeise, die sowohl im privaten Kreis als auch bei festlichen Anlässen ihren Platz hat. Seine Zubereitung erfordert zwar etwas Geduld, aber das Ergebnis ist ein Kuchen, der nicht nur in Italien, sondern weltweit begeistert. Ob als traditionelles Rezept nachgebacken oder in einer modernen Variante interpretiert – der Babà al Rum bleibt eine unvergängliche kulinarische Tradition, die in der italienischen Konditorei einen festen Platz hat.


Quellen

  1. Rezept für den Baba
  2. Baba mit Rum aus Neapel
  3. Neapolitanische Süßspeise schlechthin: Babà al Rum
  4. Baba mit Rum
  5. Authentisch italienisch kochen: Baba alla Napoletana

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