Ragù alla Bolognese: Das Originalrezept und seine Geheimnisse

Die Ragù alla Bolognese, oft vereinfacht als Bolognese-Sauce bezeichnet, ist ein kulinarisches Erbe der italienischen Region Emilia-Romagna, insbesondere der Stadt Bologna. Weit entfernt von den oft außerhalb Italiens anzutreffenden Variationen, zeichnet sich das Original durch eine lange Kochzeit, spezifische Zutaten und eine traditionelle Zubereitung aus. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte, die Zutaten, die Zubereitung und die Nuancen des authentischen Ragù alla Bolognese, basierend auf den neuesten Erkenntnissen der Italienischen Akademie der Küche und historischen Rezepten.

Die Geschichte des Ragù alla Bolognese

Die Ursprünge des Ragù reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, als in Frankreich eine Garmethode namens „ragôut“ entwickelt wurde, bei der Fleisch, Fisch oder Gemüse langsam bei schwacher Hitze gegart wurden (Quelle 2). Diese Technik gelangte im 13. Jahrhundert nach Italien, als der Papst von Avignon in den Vatikan umzog und die Anjou in Neapel herrschten. Das erste schriftliche Rezept für ein neapolitanisches Ragù stammt aus dem Jahr 1773 von Vincenzo Corrado (Quelle 2). Das erste dokumentierte Rezept für Ragù alla Bolognese wurde jedoch erst 1891 von Pellegrino Artusi in seinem einflussreichen Kochbuch "La scienza in cucina e l’arte di mangiar bene" veröffentlicht (Quelle 2, Quelle 9).

Die ursprüngliche Version des Rezepts wurde 1982 von der Accademia Italiana della Cucina festgelegt und 2023 leicht angepasst, um der Verfügbarkeit von Zutaten und veränderten Geschmäckern Rechnung zu tragen (Quelle 1, Quelle 5, Quelle 6). Diese Anpassungen umfassen die Zulassung von Hackfleisch anstelle des traditionellen Zwerchfells vom Rind, das heute schwer zu beschaffen ist (Quelle 5).

Die Zutaten des authentischen Ragù alla Bolognese

Die Auswahl der Zutaten ist entscheidend für den authentischen Geschmack des Ragù alla Bolognese. Im Gegensatz zu vielen internationalen Varianten, die Knoblauch, Kräuter oder andere Gewürze enthalten, ist das Originalrezept relativ einfach gehalten (Quelle 5). Die Hauptbestandteile sind:

  • Fleisch: Traditionell wurde grob gehacktes Rindfleisch verwendet, oft aus dem Bauch oder Rücken (Quelle 8). Die aktualisierte Version des Rezepts erlaubt auch eine Mischung aus Rind- und Schweinefleisch im Verhältnis 60:40 (Quelle 6).
  • Pancetta: Italienischer Bauchspeck, der nicht geräuchert, sondern luftgetrocknet und gesalzen ist, verleiht der Sauce eine besondere Würze (Quelle 4).
  • Gemüse: Fein gewürfelte Karotten, Sellerie und Zwiebeln bilden die Basis, die auch als "Soffritto" bekannt ist (Quelle 4).
  • Tomaten: Passierte Tomaten und Tomatenmark sorgen für die fruchtige Note (Quelle 4).
  • Wein: Rot- oder Weißwein wird verwendet, um die Sauce zu ablöschen und ihr Aroma zu verleihen (Quelle 2, Quelle 3).
  • Milch: Vollmilch macht die Sauce cremig und das Fleisch zart (Quelle 3, Quelle 4).
  • Brühe: Fleisch- oder Gemüsebrühe wird verwendet, um die Sauce zu verdünnen und ihren Geschmack zu intensivieren (Quelle 2).
  • Gewürze: Salz, Pfeffer und eventuell Muskatnuss sind die einzigen Gewürze, die im Originalrezept erlaubt sind (Quelle 5).

Einige Variationen erlauben auch die Zugabe von Hühnerleber, Hühnerherzen, Salsiccia oder eingeweichten Steinpilzen (Quelle 14).

Die Zubereitung des Ragù alla Bolognese

Die Zubereitung des Ragù alla Bolognese erfordert Zeit und Geduld. Die lange Kochzeit ist entscheidend für die Entwicklung des vollen Aromas (Quelle 2). Die Zubereitungsschritte sind wie folgt:

  1. Anbraten des Pancetta: Pancetta in Olivenöl langsam goldbraun anbraten, bis das Fett austritt (Quelle 3, Quelle 8).
  2. Anschwitzen des Gemüses: Das fein gewürfelte Gemüse (Zwiebeln, Karotten, Sellerie) im Fett des Pancetta anschwitzen, bis es leicht Farbe bekommt (Quelle 3, Quelle 8).
  3. Anbraten des Fleisches: Das Hackfleisch hinzufügen und kräftig anbraten, bis es von allen Seiten braun ist (Quelle 3, Quelle 4).
  4. Ablöschen mit Wein: Mit Rot- oder Weißwein ablöschen und einkochen lassen, bis der Alkoholgeruch verschwunden ist (Quelle 1, Quelle 3).
  5. Hinzufügen von Tomaten und Brühe: Tomatenmark, passierte Tomaten und einen Teil der Brühe hinzufügen (Quelle 1, Quelle 3).
  6. Köcheln lassen: Zugedeckt mindestens zwei bis drei Stunden bei schwacher Hitze köcheln lassen, dabei gelegentlich umrühren (Quelle 15).
  7. Milch hinzufügen: Nach etwa eineinhalb Stunden die Milch hinzufügen und weitere Stunden köcheln lassen (Quelle 3, Quelle 15).
  8. Abschmecken: Mit Salz, Pfeffer und eventuell Muskatnuss abschmecken (Quelle 4).

Es ist wichtig, die Sauce während des Kochens regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf Brühe hinzuzufügen, um sicherzustellen, dass sie nicht zu trocken wird (Quelle 2).

Serviertipps und Variationen

Traditionell wird Ragù alla Bolognese in Bologna mit breiten Bandnudeln wie Tagliatelle oder Pappardelle serviert (Quelle 1, Quelle 5). Die dicke Sauce haftet besser an diesen Nudelsorten als an Spaghetti (Quelle 5). Die Kombination mit Spaghetti ist eine internationale Adaption, die außerhalb Italiens weit verbreitet ist (Quelle 9).

Das Ragù alla Bolognese kann auch für andere Gerichte verwendet werden, wie zum Beispiel Lasagne, Cannelloni oder Gnocchi (Quelle 2). Es kann auch gut vorbereitet und im Kühlschrank oder Gefrierschrank aufbewahrt werden (Quelle 2).

Unterschiede zur internationalen "Bolognese"

Die meisten außerhalb Italiens bekannten "Bolognese"-Saucen weichen erheblich vom Originalrezept ab. Häufige Abweichungen sind die Verwendung von Knoblauch, Kräutern, Zucker oder anderen Gewürzen, die im traditionellen Rezept nicht vorkommen (Quelle 5). Auch die Verwendung von Tomatenpüree anstelle von passierten Tomaten oder die kürzere Kochzeit führen zu einem anderen Geschmacksprofil.

Einige Rezepte enthalten sogar Leber oder andere Fleischsorten, die im Originalrezept nicht vorgesehen sind (Quelle 14). Die Verwendung von Spaghetti anstelle von Tagliatelle ist ebenfalls eine häufige Abweichung (Quelle 5, Quelle 9).

Die Bedeutung des Ragù alla Bolognese

Das Ragù alla Bolognese ist mehr als nur ein Rezept; es ist ein Symbol für die italienische Küche und Kultur. Es steht für Tradition, Qualität und die Liebe zum guten Essen. Die sorgfältige Auswahl der Zutaten, die lange Kochzeit und die präzise Zubereitung machen das Ragù alla Bolognese zu einem einzigartigen kulinarischen Erlebnis.

Die Aktualisierung des Originalrezepts durch die Accademia Italiana della Cucina im Jahr 2023 zeigt, dass auch traditionelle Gerichte sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln können, um den veränderten Bedürfnissen und Geschmäckern gerecht zu werden (Quelle 5, Quelle 6). Dennoch bleibt das Wesentliche des Ragù alla Bolognese – die lange Kochzeit, die hochwertigen Zutaten und die Liebe zum Detail – erhalten.

Fazit

Das Ragù alla Bolognese ist ein komplexes und vielschichtiges Gericht, das weit mehr ist als nur eine einfache Hackfleischsoße. Die Einhaltung des Originalrezepts und die Beachtung der traditionellen Zubereitungsmethoden sind entscheidend für den authentischen Geschmack. Mit Geduld und hochwertigen Zutaten kann jeder dieses kulinarische Erbe der italienischen Küche zu Hause genießen.

Sources

  1. Pastapalast
  2. Balsamico.shop
  3. Fitaliancook
  4. Emmikochteinfach
  5. Gofeminin
  6. Leckerschmecker
  7. Chefkoch.de
  8. Gustini
  9. Topkochen
  10. Chefkoch.de
  11. Tastybits
  12. Malteskitchen
  13. Beefbandits
  14. Kristinas-notizblog
  15. SWR
  16. Chefkoch.de

Ähnliche Beiträge